Zu Beginn des 20. Jahrhunderts haben sich im Zuge der Entwicklung der Eisenbahn verschiedene Industriebetriebe im Gebiet angesiedelt. So entstand ein heterogenes Gebiet mit inselartigen Baufeldern mit unterschiedlichen Stimmungen, Massstäben und Geometrien. Diese Charakter des Gebietes soll respektiert und weiterentwickelt werden, die verschiedenen, nebeneinander liegenden Inseln erhalten je eine eigene, aus ihrer Situation entwickelte Identität.

Das Hochhaus GastroSocial markiert den Ausgangspunkt und wird durch seine expressive Form gleichsam zum Wahrzeichen des neuen Stadtteils. Es thematisiert die Gabelung der beiden Ausfallstrassen, misst der Buchserstrasse die grössere Bedeutung zu, verweist mit seinem Fussabdruck und seiner Geometrie auf das angrenzende »Urban Village« und öffnet mit seinem Nachbarn auf dem Baufeld 1 einen trichterförmigen Zugang zu diesem neuen, attraktiven städtischen Raum.

Die unterschiedlichen Nutzungen auf dem Baufeld 2 finden eine Entsprechung in der räumlichen Vielfalt. Einzelne Baukörper definieren den Rand, nicht als zusammenhängender Block, sondern durch Einzelbauten mit partieller Durchlässigkeit, entwickeln sich teilweise nach innen und bilden so eine komplexe räumliche Struktur mit Plätzen, Strassen und Gassen und spielen mit dem Gegensatz von räumlicher Dichte und Weite. Ein breites Angebot an verschiedenen Wohnungstypen entspricht der Absicht, unterschiedliche Bewohner und Nutzer anzusprechen. Ein geschlossener Baukörper schützt den Innenbereich vor der stark befahrenen Industriestrasse, während die Durchlässigkeit zur Buchserstrasse und zum Park gesucht wird. Im Zentrum der Anlage steht das neue Quartierzentrum, die Aeschbachhalle mit einem vorgelagerten grossen Stadt- beziehungsweise Dorfplatz.

Zwischen den Baufeldern 2 und 4 liegt der grosse Park. Da auf ihm keine Bebauung vorgesehen ist, kann er nicht einfach als Erweiterung der die kleinen Gebäude im Osten umgebenden Grünräume verstanden werden, sondern bedarf einer klaren räumlichen Definition. Da sich die Nutzungen auf den beiden angrenzenden Baufeldern unterscheiden, lesen wir den Park als asymmetrische Anlage mit unterschiedlicher Artikulation der Ränder. Eine harte Kante mit mehreren Durchbrüchen auf der öffentlicheren, eine geschwungene, den Innenraum schützende Komposition aus zwei Gebäuden auf der privateren Seite verdeutlichen diese Situation. Grosse durchgehende Wohnräume profitieren in diesen beiden Längsbauten von der exklusiven Lage zwischen Park und Grünraum. Das Knicken der beiden Baukörper schafft einerseits selbstverständliche Anschlüsse an die angrenzenden Strassenräume und entlastet die beiden den Park im Norden und Süden begrenzenden, bestehenden Gebäude von ihrer überproportionalen Bedeutung. Zwei Gebäude komplettieren den Rahmen des Baufeldes, drei niedrige Stadtvillen leiten über zu der kleinmasstäblichen Bebauungsstruktur im Osten.

Drei grosse Volumen ergänzen das Baufeld 3. Sie beziehen sich auf die polygonale Form des Rockwell-Gebäudes und definieren als Ensemble zusammen mit den beiden Monumenten einen rückwärtigen, städtischen Platz mit direkter räumlicher Anbindung zur Aeschbachhalle, in welcher containerartige Einbauten, welche die geforderten Nutzungen aufnehmen, einen spannenden Bezug zur bestehenden Struktur der Halle schaffen und sich als typische Industriearchitekturen zeichenhaft zum zentralen Platz öffnen.

Der zentral gelegene Park spannt sich zwischen der Villa Oehler und dem alten Testhaus auf und trennt den grosszügig gestalteten, öffentlichen Bereich im Nordwesten vom kleinteiligen und privateren Teil im Südosten. Verbunden werden alle Teilbereiche durch einen durchgehenden Belag aus unterschiedlich schattierten Betonplatten, wodurch das Gesamtgebiet  – auch bei unterschiedlicher Formensprache der übrigen gestalterischen Elemente – einen einheitlichen Charakter wahrt.

Im Nordwesten wird der Einsatz raumbildender Elemente bewusst zurückhaltend eingesetzt, um das durch die Gebäudefluchten entstehenden Spiel verschiedener Platzsituationen wirksam werden zu lassen. Die Wirkung der einzelnen Plätze wird dabei durch die Positionierung von Wasserelementen und Sitzmöglichkeiten unterstützt. Lichtstelen markieren in diesem Bereich die Eingänge ins Quartier. Sie bieten tags Orientierung und erhöhen nachts das Sicherheitsempfinden. Den erhaltenswerten Gebäuden mit alter Bausubstanz werden durch chaussierte Felder gefasste, geometrische Baumkörper mit kleinen Stadtbäumen zugeordnet. Sie betonen die geschichtlich wichtigen Punkte, dienen als Schattenspender und Rückzugsräume von denen aus sich das öffentliche Treiben beobachten lässt.

Der zentrale Park dient der Arbeitsbevölkerung der Dienstleistungseinrichtungen in Baufeld 1,2 und 3 sowie der Wohnbevölkerung als nahegelegene Aufenthalts- und Erholungsmöglichkeit in Pausen oder nach dem Feierabend. Die entlang des Parkboulevards gelegenen Cafés und Restaurants, sowie die angrenzenden Frei- und Wasserflächen bieten hierzu vielfältige Angebote. Auf den Freiflächen schafft das Zusammenspiel baumbestandener und baumfreier Bereiche mit den daruntergelegenen Rasen und Kiesflächen abwechslungsreiche Freiraumsituationen. Lange Bankelemente begleiten die Hauptachsen des linearen Wegsystems und bilden die Übergänge zu dem sich dort verdichtenden Baumvolumen, welches einen Filter zu den im Osten gelegenen Wohngebäuden bildet.

Die Wohnbauten von Baufeld 4 sind von leicht erhöhten Privatgartenbereichen umspielt. Hierdurch erhalten die Gartenbereiche ein hohes Mass an Privatheit, und es entsteht durch ihre räumliche Wirkung eine differenzierte Abfolge von Verbindungswegen und kleinen Plätzen, welche an die benachbarten Einfamilenhaussiedlungen erinnert. Lockere Baumgruppen und Sitzgelegenheiten sorgen für unterschiedliche Aufenthaltszonen.

Kategorien
Städtebau
Auftragsart
Studienauftrag
Bauherrschaft
Mobimo AG
Jahr
2011
Adresse
Torfeldstrasse
5000 Aarau
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