Komax AG Erweiterung Hauptsitz

Das neue Gebäudevolumen positioniert sich im Nordosten des Gesamtareals entlang der hoch frequentierten Eisenbahnlinie zwischen Luzern und Zürich. Das neue Hauptelement bildet die in der Mittelzone des Gebäudes angelegte Haupterschliessungszone. Durch die Setzung vertikaler Erschliessungselemente, entstehen an den Aussenbahnen mit Licht durchflutete, stützenfreie Werkstatt- und Bürozonen. Der ebenfalls in der Mittelachse angelegte Lichthof verbindet die unterschiedlichen Geschosse in der Vertikalen.

Die integrierten Rundtreppen und Aufenthaltszonen fördern die Interaktion zwischen den einzelnen Geschossen. Die unterschiedlichen auf die Bedürfnisse abgestimmten horizontalen Verbindungen zwischen den Werk- und Büroflächen, gliedern die mittlere Erschliessungszone in einen unverwechselbaren Rhythmus. Dieser fördert die Orientierung innerhalb der Gebäudestruktur. Mit der Anlegung der Erschliessungen im Zentrum, werden nicht einzelne vertikale Verbindungen bestimmten Zonen zugewiesen, sondern sämtliche Zonen profitieren von der maximalen Kapazität der vertikalen Verbindungen. Dies minimiert die Wegdistanzen und steigert die Flexibilität in den Nutzungszonen.

Die Fassade reflektiert die räumliche und statische Struktur der neuen Fabrik- und Büroanlage. Durch die Tiefe der Fassadenhülle werden unterschiedliche Ebenen sowie Hierarchien lesbar und somit auch Kontraste gebildet. Die direkte Auseinandersetzung von Hülle und Struktur schafft eine Synthese zwischen Innen und Aussen. Die Fassade ist selbst Raum und offenbart einerseits das konstruktive Wesen des Gebäudes, andererseits aber auch die feinen und präzisen Arbeitsschritte, die im Inneren geleistet werden. Die gläserne Fassade erlangt durch ihre feine Gliederung der vertikalen und horizontalen Elemente, der doppelwandigen Konstruktion der Glasbausteine sowie durch die tiefliegenden Lüftungsflügel, ein vielfältiges und spannungsreiches Beziehungsgeflecht, das dem Industriebau auf unaufdringliche Art eine entsprechende Präsenz verleihen soll. Die Verwendung von Glasbausteinen als Element des Fassadenensembles, hat bei Industriebauten der Moderne eine lange Tradition. Gerade die Nähe zu bekannten Bildern motiviert, dieses Material gestalterisch, technisch wie auch energetisch neu zu denken. Dabei soll das neue Fabrik- und Bürogebäude, technisch und ökologisch, den heutigen Ansprüchen an Energie und Nachhaltigkeit in höchstem Masse entsprechen. Eine qualitätsvolle Aufwertung im Zusammenhang von Raumstruktur und Hülle, soll ein harmonisches Ganzes bilden.

Der Tragwerksentwurf schlägt für die neue Erweiterung des Hauptsitzesein einfaches, materialgerechtes und effizientes Tragwerkskonzept vor. Das Konzept weist eine nachvollziehbare Lastabtragung auf und ist auf eine hohe Nutzungsflexibilität ausgelegt. Das Gebäude der ersten Etappe wird als Skelettbau, welcher sich an einen grosszügigen zentral angeordneten Kern anlehnt, in vorfabrizierter Betonbauweise erstellt. Die drei Erschliessungskerne, welche in der Mitte des Gebäudes angeordnet sind, und mit dem dazwischen liegenden Lichthof zusammen eine räumliche Einheit bilden, sowie die erdberührten Bauteile, werden in Ortsbetonbauweise erstellt. Die Decken, Träger und Stützen des Gebäudes sind vorfabriziert und werden auf der Baustelle rationell zusammengefügt. Bei den Decken handelt es sich um vorfabrizierte U-förmige Elemente mit einer Systembreite von 3.70m. Diese spannen von der Fassade zur mittigen Kernzone und liegen dort jeweils auf vorfabrizierten Längsträger auf. Die U-förmigen Elemente haben eine Konstruktionshöhe von 90cm. Die beiden Stege weisen eine Mindeststärke von je 20cm auf, und der dazwischen liegende Deckenspiegel hat eine Stärke von 20 bis 25cm. Die Deckenplatten spannen stützenfrei über eine Länge von 16.55m und sind vorgespannt. Das Verhältnis Spannweite zu Trägerhöhe (Schlankheit) entspricht somit einem L/18. Die Deckenelemente werden punktuell miteinander verbunden, sodass die Elemente auch als Scheibe wirken, was für die Aussteifung des Gebäudes relevant ist. Die beiden Stege der Platten werden an ihren Enden über typisierte Stahlkonsolen auf den Längsträgern gelagert. Die Tragkonstruktion weist einen Brandwiderstand von R60 auf.

Infolge der geplanten Gebäudehöhe und den geforderten hohen Nutzlasten, entstehen im Falle eines Erdbebens beachtliche horizontale Kräfte. Diese, gegenüber dem Wind massgebenden Kräfte, werden durch die drei zentralen grosszügigen Kerne, welche zudem entlang ihres Randes über Träger untereinander verbunden und gekoppelt sind, aufgenommen. Das vorgeschlagene System weist eine hohe Nutzungsflexibilität auf, und leistet zusammen mit dem teilweisen Einsatz von Recyclingbeton (UG und Kern) und der strikten Systemtrennung, einen wesentlichen Beitrag an die Nachhaltigkeit. Das Gebäude wird entsprechend den geologischen Gegebenheiten fundiert. Das Konstruktionsprinzip der ersten Etappe wird in der späteren Erweiterung sinngemäss übernommen.

Die Wärmeerzeugung erfolgt über eine Wasser-/Wasser-Wärmepumpe. Als Quelle dafür dient das örtliche Grundwasser. Der Vorteil von Grundwasser liegt in der konstanten und hohen Quellentemperatur, was sich positiv auf die Energieeffizienz auswirkt. Eine Jahresarbeitszahl zwischen 5 und 6 kann erwartet werden. Zudem wird die Wärmeerzeugung je nach Stromerzeugung bis zu 100% mit erneuerbaren Energien sichergestellt. Die Heizzentrale befindet sich im Untergeschoss.

Die Wärmeabgabe erfolgt mittels Deckenstrahlplatten. Diese Platten sind in der Lage, zu Heizen und zu Kühlen. Zudem sind die Installationen nicht in der Primär- oder Sekundärstruktur verbaut, was die Flexibilität für die Anpassung der Wärmeabgabe an eine neue Raumgestaltung gewährleistet. Die Deckenstrahlplatten werden mittels Rohrleitungen erschlossen. Die horizontale Wärmeverteilung erfolgt über eine oder mehrere Hauptleitungen oberhalb der Deckenstrahlplatten, sodass die Leitungen nicht sichtbar sind. Vertikal erfolgt die Erschliessung der Hauptleitungen über die Steigzonen entlang der Kerine.

Es wird keine zentrale Kälteerzeugung vorgesehen. Das örtliche Grundwasser dient als Kältequelle. Daher sind keine Kältemaschine und keine Rückkühlanlage nötig. Die Kälteenergie vom Grundwasser wird als Freecooling (=gratis Kühlung) bezeichnet. Bei einer Kälteerzeugung nur mit Freecooling, ohne den Einsatz einer Kältemaschine, kann eine hohe Energieeffizienz erwartet werden.

Kategorien
Arbeiten, Umbau
Auftragsart
Studienauftrag
Bauherrschaft
Komax AG
Jahr
2015
Adresse
Industriestrasse 6
6036 Dierikon
Visualisierungen
Scheitlin Syfrig Architekten