Der Planungsperimeter befindet sich am östlichen Rand des Dorfzentrums von Weggis. Das Gebiet weist eine Vielzahl von unterschiedlichen Gebäudetypologien auf. Trotz der Unterschiede in Grösse, Dachform und Materialisierung besitzt jedes Gebäude auf seine Art und Weise eine eigene Präsenz. Zusammengefasst wird die heterogene Bebauungsstruktur von einem kontinuierlichen Landschaftsraum, welcher aus verschiedenen sich wiederholenden Elementen und Bepflanzungen besteht. Zwei weitere Merkmale, die fast sämtliche Gebäude aufweisen, sind zum einen die Orientierung in Richtung See und zum Alpenpanorama hin, sowie eine klare geometrische Gebäudegrundform. Das neue Gebäudevolumen baut auf dieser Grundthese auf. Die sich zum See hin leicht öffnende Gebäudegrundform gibt nicht nur eine Antwort auf die polygonale Parzelle, sondern unterstreicht die klare Ausrichtung in Richtung Süden. Das sich ebenfalls nach vorne öffnende Pultdach verstärkt die Grundidee auch in der dritten Dimension. Die Position des Gebäudes innerhalb der Parzelle referenziert sich auf den Sockelbau des östlichen Nachbargebäudes. Der Neubau reiht sich so selbstverständlich in die Ausrichtung der benachbarten Gebäude ein.

Die Erschliessung des Gebäudes erfolgt über einen kleinen Verbindungsweg entlang der westlichen Parzellengrenze, ganz analog zur ortstypischen Erschliessung. Angekommen im Erdgeschoss erstreckt sich nach Süden eine grosszügige 4.5 Zimmer Gartenwohnungen. Die im Zentrum liegende vertikale Erschliessung lässt eine optimale und flexible Nutzung der Wohngeschosse zu. So kann das erste und zweite Obergeschoss je nach Bedürfnis, Angebot und Nachfrage, unterschiedlich ausgebaut werden. Die symmetrisch nach Süden aufgebaute kaskadenartige Grundrissstruktur ermöglicht für eine Vielzahl von Zimmern einen direkten Sichtbezug zum See. Je nach Wunsch kann die Küche zum Garten oder zum See hin orientiert werden. Unter dem zum See hin gerichteten Pultdach befindet sich eine 4.5 Zimmer Wohnung mit einer unverbaubaren Aussicht auf den See und das Bergpanorama.

Die übereinanderliegenden Decks bilden das Grundgerüst des Gebäudes. Während diese an der Nordfassade mit Füllelementen ergänzt werden, sind sie zum See durchgehend geöffnet. Die bis auf eine Höhe von rund 65cm hohen festen Brüstungselemente schützen zum einen die Bewohner vor Lärmemissionen, konzentrieren den Blick in die Weite, und geben zum anderen dem Gebäude trotz seiner Leichtigkeit eine gewisse Massivität. Der eigentliche Wohnraum findet durch die raumhohen Fenster im Aussenraum eine Kontinuität. Die Interaktion zwischen Aussen und Innen findet über die einzelnen Zonen fast fliessend statt, dennoch bleibt das Gefühl von Intimität gewahrt.

Mit der Umgebungsgestaltung wird eine Brücke zur Vergangenheit des Ortes als fruchtbares Anbaugebiet für Wein und Korn, Nüsse, Kastanien und Obst geschlagen. Gleichzeitig werden die ortsbildprägenden, lieblichen Strukturen und die vielfältige Kleinteiligkeit erhalten und verstärkt. Die linearen Strukturen im Aussenraum erinnern an Weinreben, während die platzartigen Situationen die Kornfelder symbolisieren. Ähnlich einer Streuobstwiese (Nüsse, Obst, Kastanien), verteilen sich Kleingehölze wie durch Zufall über den Aussenraum.

Der Aussenraum gliedert sich funktional in fünf Orte: Ankunftsbereich, Eingangsbereich, Privater Garten, gemeinschaftlicher Aussenbereich, Spielplatz. Der Ankunftsbereich mit Besucher- und Veloparkplätzen, Sitzgelegenheiten und Gehölzen bildet die Adresse. Über den Ankunftsbereich führt sowohl die Zufahrt zur Tiefgarage als auch der Fussgängerzugang zum Hauseingang. Als kleiner Treffpunkt oder Ort für nachbarschaftlichen Informationsaustausch dient der Eingangsbereich mit seiner Sitzbank. Von hier eröffnet sich ein schöner Ausblick auf den See. Der private Garten widerspiegelt in seiner Grundform konzeptionell den Gedanken an die Kornfelder. Er wird jedoch nach individuellen Wünschen und Bedürfnissen gestaltet. Oberhalb des Neubaus liegen der gemeinschaftliche Aufenthaltsbereich mit Sitz- und Aufenthaltsmöglichkeiten sowie der Kinderspielbereich. Beide Orte fügen sich sanft in die kleinteiligen und idyllischen Quartierstrukturen ein.

Kleinkronige, schirmförmige Laubbäume wie zum Beispiel die Felsenbirne, setzen auf dem Grundstück Akzente und erzeugen durch ihre Blüten und Herbstfärbung ganzjährig einen ansprechenden Blickfang. Die linearen und in Form geschnittenen Hecken – wie beispielsweise Hainbuche – sorgen für Sichtschutz in privaten Bereichen und schaffen einen Rhythmus im Aussenbereich.

Kategorien
Wohnen
Auftragsart
Studienauftrag
Jahr
2017
Auszeichnung
2. Preis
Adresse
Gotthardstrasse 17
6353 Weggis
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